Überfallkommando by Wallace Edgar

Überfallkommando by Wallace Edgar

Autor:Wallace, Edgar [Wallace, Edgar]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-03-05T09:31:20+00:00


Kapitel

16

In der Umgebung von Lady’s Stairs verbreitete sich das Gerücht mit Windeseile. Li Yoseph war zurückgekommen!

Jedermann wußte nun, warum die Nachforschungen nach ihm eingestellt worden waren. Wie ähnlich sah es dem alten Li, der Polizei soviel Umstände zu machen und bis zur letzten Minute zu warten, bis er sich wieder zeigte!

Niemand hatte ihn bisher gesehen, aber die etwas unordentliche Mrs. Shiffan, die ihm früher den Haushalt besorgt und allerlei Botengänge für ihn gemacht hatte, war mit ihrem Mann nach Lady’s Stairs gekommen und hatte feierlich die Tür geöffnet. Am Abend vorher hatte man ihnen die Schlüssel mit einer schriftlichen Mitteilung zugeschickt, daß sie die Wohnung in Ordnung bringen sollten.

Mr. Shiffan, der häufig im Gefängnis gesessen hatte, wurde plötzlich ein Mann von Bedeutung; aber auch er konnte nach seiner Rückkehr von Lady’s Stairs nichts Näheres über Li Yoseph berichten.

Ann Ferryman war nicht im mindesten über das Auftauchen Li Yosephs bestürzt, im Gegenteil, sie interessierte sich lebhaft für ihn; aber zu ihrem größten Erstaunen hatte sie beobachtet, welch sonderbare Wirkung das Wiedererscheinen dieses Mannes auf Mark McGill und Tiser ausübte. Mark war in düsterer Stimmung, brütete vor sich hin und sprach kaum. Als sie einmal zu ihm hinüberging, sah sie im Kamin einen Aschenhaufen verbrannten Papiers.

Tiser war ja schon immer aufgeregt gewesen. Er war niemals ganz nüchtern und niemals richtig betrunken; aber seine Äußerungen waren jetzt zusammenhangloser und verwirrter denn je.

Es war eigentlich kein besonderer Grund für Marks schlechte Laune vorhanden, denn die ihm unmittelbar drohende Gefahr war vorübergegangen. Durch einen unverhofften Glückszufall war es ihm gelungen, einen Insassen des Versorgungsheims zu bestimmen, den gefährlichen Transport nach Bristol zu übernehmen. Der Mann fuhr gerade rechtzeitig ab - eine halbe Stunde später kam die Polizei und durchsuchte die Garage bis in den letzten Winkel.

Mark rühmte sich, daß er eiserne Nerven besitze; aber Bradleys Hartnäckigkeit hatte seine Kraft doch bis zu einem gewissen Grad erschüttert, und nach Li Yosephs Rückkehr erkannte er, wie ernst seine Lage geworden war. Er hatte ihn seit jenem Abend, an dem er so plötzlich in seiner Wohnung erschienen war, um gleich wieder zu verschwinden, nicht mehr gesehen. Auch in Lady’s Stairs hatte er nur Mr. und Mrs. Shiffan angetroffen, die mit der Reinigung der Wohnung und den Vorbereitungen für den Einzug des alten Mannes beschäftigt waren.

»Gebranntes Kind scheut das Feuer, mein guter Mark«, sagte Tiser mit zitternder Stimme. »Du glaubst doch nicht, daß er dir noch einmal Gelegenheit geben wird, ihn umzulegen!«

»Li Yoseph steckt mit Bradley unter einer Decke«, erwiderte Mark rauh. »Wenn du das nicht glaubst, wirst du noch sehen, was uns bevorsteht. Er hat Bradley alles erzählt!«

»Aber warum läßt Bradley dich nicht wegen versuchten Mordes verhaften?«

»Er will mich wegen Ronnie an den Galgen bringen - das ist doch ganz klar. Außerdem genügt das Zeugnis Li Yosephs nicht, um mich zu überführen. Er wartet, bis er noch einen anderen Verräter findet.«

Sein scharfer Blick durchbohrte Tiser, und ein sonderbarer Ausdruck erschien auf seinem Gesicht.

»Aber du kannst dich beruhigen, sie werden dein Zeugnis nicht annehmen«, sagte er höhnisch. »Den Gedanken kannst du dir aus dem Kopf schlagen.



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